Screening auf Brustgesundheit

Welche Untersuchungen gibt es und welche sind sinnvoll?

  1. Das selbständige Abtasten der Brüste beim Duschen, beim Einmassieren, ein paar Tage nach Ende der Menstruation
  2. Das Abtasten der Brüste einmal pro Jahr durch eine Frauenärztin, einen Frauenarzt
  3. Die Ultraschalluntersuchung der Brüste
  4. Die Mammographie (Röntgen-Bestrahlung) der Brüste alle zwei Jahre (Merkblatt)
  5. Die Magnetresonanzuntersuchung (MRI) der Brüste, mit oder ohne Kontrastmittel, meist abwechselnd mit der Mammographie

Welcher Nutzen und welcher Schaden ist mit den jeweiligen Techniken verbunden?

Das selbstständige Abtasten der Brüste kann nebenher, beim Duschen oder Massieren geschehen. Nachteilig ist, dass körniges Drüsengewebe zu Ängsten und zu hoher Selbstkontrolle führen kann. Von Vorteil ist, dass unabhängig davon, ob regelmässig selber getastet wird oder überhaupt nicht, in beiden Fällen die meisten Veränderungen so entdeckt werden.

Das Abtasten der Brüste einmal jährlich durch eine Fachperson hat eine erstaunlich hohe Sicherheit im Erkennen von Veränderungen. In der grössten bisherigen Studie war das jährliche Abtasten genauso sicher wie die jährliche Mammographie. Von Nachteil ist, dass bei sehr grossen und sehr grobkörnigen Brüsten kein sicheres Finden von Veränderungen möglich ist. Ein zweiter Nachteil ist, dass erst Veränderungen ab ca. 1cm Grösse gefunden werden können. Von Vorteil ist, dass dies keine Auswirkung auf das Überleben hat: weder die Krebssterblichkeit noch die Gesamtsterblichkeit werden durch ein früheres Auffinden von Veränderungen beeinflusst.

Die Ultraschalluntersuchung der Brüste ist eine sehr elegante Möglichkeit, grössere, dichtere Brüste oder unklare Tastbefunde ohne gesundheitliche Risiken abzuklären. Ein Nachteil ist das schlechte Erkennen von Verkalkungen, die in spezieller Anordnung und Grösse ein Hinweis für eine Krebsvorstufe sein können. Von Vorteil sind die Ungefährlichkeit der Technik und die hohe Aussagekraft in Bezug auf das Erkennen von Zysten, Fibroadenomen und Krebsveränderungen.

Die Screening-Mammographie wurde in den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts eingeführt mit der Hoffnung, Brustkrebs früh zu erkennen und somit besser behandelbar zu machen. Viele Länder verfügen unterdessen über genügend Daten, um Nutzen und Schaden des Mammographie-Screenings abschätzen zu können. Leider zeigt sich der erhoffte Nutzen nicht. Die deutliche Abnahme der Brustkrebssterblichkeit in den letzten 20 Jahren tritt in Bevölkerungen mit und ohne Screening auf. Einige Länder haben Empfehlungen abgegeben, das Mammographie-Screening zu stoppen respektive auslaufen zu lassen, so auch die Schweiz 2013. Nachteil des Mammographie-Screenings sind die Bestrahlung des Drüsengewebes mit einer Erhöhung an Brustkrebs, hohe Fehleranfälligkeit in der Interpretation (ca.20% falsch positive Resultate), schlechte Differenzierung von Zysten, Fibroadenomen und atypischem Brustkrebs und schlechte Beurteilbarkeit von dichtem Drüsengewebe. Von Vorteil ist die Darstellbarkeit von Verkalkungen, die Hinweise für Brustkrebsvorstufen geben können. Da es auch viele Befürworter des Mammographie-Screenings gibt, speziell in den Reihen der Radiologen, sollte jede Frau zwischen 50 und 70 Jahren sich selber ein Bild vom Nutzen und Schaden machen können: bitte das Merkblatt sorgfältig studieren.

Die Magnetresonanzuntersuchung (MRI) ist eine elegante Methode, verschiedene Gewebetypen ohne Röntgenstrahlung darzustellen. Wird jedoch die Zellfunktion mit Hilfe von Kontrastmittel-Aufnahme und -Abgabe genauer untersucht, kommen Nebenwirkungen vor. Das Kontrastmittel Gadolinium ist ein Alpha-Strahler, der kurzfristig allergische Reaktionen und Nierenbelastungen auslösen kann, sich langfristig aber zu einem kleinen Anteil in Niere, Knochen, Haut und Hirn ablagert und dort eine zunehmende Fibrosierung des Gewebes verursacht. Gemäss einer Studie von Pathologen sind lebenslang bis zu vier MRI mit Kontrastmittel ohne nennenswerte Fibrosierungen durchführbar. Diese neue Erkenntnis zeigt einen deutlichen Nachteil von Kontrastmittel-MRI’s auf. Medizinisch gesehen sollte das Kontrastmittel-MRI deswegen für Abklärungen reserviert werden.